Pfadfinder – was ist das eigentlich?

Pfadfinder. Das sind doch diese Menschen, die immer in Uniform im Wald rumlaufen, Blätter essen, alten Omas über die Straße helfen, Kekse verkaufen und quasi für alles Abzeichen sammeln… Oder? Geanu auf diese Klischees wollen wir heute mal näher eingehen

1907 gründete Lord Robert Baden Powell (B.P.) in England die Pfadfinderbewegung. Da an seinem „Experiment“ Jungen aus allen sozialen Schichten teilgenommen haben führte er die Uniform ein, damit man diese Herkunft zumindest äußerlich nicht sieht.
Dieses Experiment war durchaus erfolgreich. Mittlerweile hat der offizielle Welt-Pfadfinder-Verbund WOSM knapp 40 Millionen Mitglieder in 164 nationalen Verbänden in 224 Ländern.

full_map
In allen farbig markierten Ländern gibt es Pfadfinder.                Quelle:www.scout.org

Natürlich kann ich mich hier nur auf Deutschland beziehen und nochmals hier komplett.In Deutschland gibt es nämlich 4 Verbände; den „Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ (BdP), die „Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg“ (PSG), den „Verband Christlicher Pfafinderinnen und Pfadfinder“ (vcp) und die „deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg“ (dpsg). Dieser gehöre ich an. Doch was machen wir Pfadfinder, wenn nicht die oben genannten Klischees erfüllen? Im großen und ganzen geht es darum Kindern/Jugendlichen christliche Werte wie z.B. Nächstenliebe, aber auch Dinge wie Toleranz beizubringen. Dabei gibt es drei Grundprinzipien.
Duty to God (Pflicht gegenüber Gott): Klar, das klingt sehr religiös. Doch das heißt nicht, dass man jeden Sonntag in die Kirche gehen muss und jeden Tag beten muss, sondern eher, dass man christliche Werte vertritt und seinem Glauben loyal zu sein. Ob Glaube jetzt Gott, Allah oder eine andere Sache ist, ist dabei eigentlich unwichtig.
Duty to Others (Pflicht gegenüber anderen): Dieser Grundsatz besagt, dass wir uns für andere Mitmenschen einsetzen sollen. Ah! Da ist ja wieder die Sache mit die alte Frau über die Straße bringen. Nicht unbedingt, denn eher soll man für andere Menschen da sein und alle so akzeptieren, wie sie sind. Außerdem setzen wir uns für die Natur und ihren Schutz ein. Im allgemeinen bedeutet der Grundsatz auch, dass wir die Welt ein Stück besser verlassen wollen, als wir sie vorgefunden haben.
Duty to Self (Pflicht gegenüber sich selbst): Es geht in der gesamten Pfadfinderbewegung darum, dass die Kinder/Jugendlichen zu sozialen und verantwortungsbewussten Erwachsenen werden. Allerdings soll der/die einzelne sich seinen Werten treu bleiben und nach seinem Gewissen handeln.

Ich bin übrigens der Meinung, dass nicht nur PfadfinderInnen diese Grundsätze erfüllen können/sollten. Eigentlich wäre es gut, wenn jeder Mensch mehr oder weniger danach handelt.

Na toll Jonas jetzt wissen wir aber immernoch nicht, was Pfadfinder denn  so machen..
Die Dpsg ist in viele Bezirke unterteilt. In den meisten Städten Deutschlands gibt es Stämme (Ortsgruppen) der Dpsg. In diesem Stamm findet das meiste statt. Die Stämme sind in 4 Altersgruppen unterteilt, die sich wöchentlich zur Gruppenstunde treffen. Was in den Gruppenstunden passiert hängt stark von den Leitern der Stufe und der Stufe selbst ab. Tatsächlich wird grade in den unteren Stufen viel gespielt und in den oberen auch Sachen wie etwas handwerkliches o.ä. gemacht. Zumindest in meinem Stamm ist das sehr breit gefächert.
Für mich meist das Highlight des Pfadfinderjahres sind die Lager. Mindestens einmal im Jahr fährt dann (fast) der ganze Stamm gemeinsam weg, zum Beispiel an Pfingsten (Blog: Pfingstlager 2016). Meistens geht es dabei auf einen Zeltplatz, jedoch bin ich mit meinem Stamm auch schon mehrmals in ein Haus gefahren (Blog: Herbstlager 2016). Solche gemeinsame Stammesaktionen helfen natürlich, Stufenübergreifend neue Freundschaften zu knüpfen, oder sich einfach besser kennenzulernen.

Jetzt wollen wir uns einmal den Klischees direkt widmen:
-Nochmal die Sache mit den alten Frauen: Einige kennen sicherlich das Motto „Jeden Tag eine gute Tat“. Damit ist nicht (zwangsläufig) gemeint anderen Menschen zu helfen, sie liegt eher in den kleinen Dingen, wie ein Lächeln oder ein nettes Wort.


-Jeden Sonntag in der Kirche: klar, die Dpsg ist ein katholischer Verband und vertritt christliche Werte. Jedoch sind Sachen wie Toleranz, Gerechtigkeit, etc. nicht nur christlich.        Definitiv muss man also auch nicht katholisch sein, um Pfadfinder werden zu können, es werden alle Menschen akzeptiert, egal ob sie an Gott, Jahwe, Allah, etwas anderes oder nichts glauben.


-Keksverkauf an der Haustür: In der Tat sammeln Pfadfinder teilweise Geld für ihren Stamm oder Hilfsorganisationen, sei es mit einem Tannenbaumverkauf an Weihnachten oder mit einem Kuchenverkauf bei einem Gemeindefest. Allerdings laufen wir dabei nicht durch die Straßen und machen einen Wettbewerb daraus


.
-Käfer, Blätter, Wurzeln, Würmer: Hauptsache selbst erlegt!: Dieses Klischee ist absoluter Unsinn. Wir sind normale Menschen und essen auch so. Klar, manche Menchen leben vegetarisch andere achten darauf, dass alles Bio ist, aber SO BIO muss es dann auch nicht sein 😉


-Die Uniform wird immer getragen!: Die Uniform heißt bei uns Kluft und wird bei weitem nicht immer getragen. Eigentlich sogar nur bei besonderen Anlässen, wie bei Lagern, einem Haik, oder bei Festen. Daher kommt dann auch das Klischee. Zweck der Kluft ist, dass alle Menschen, die diese tragen auf einer sozialen Ebene sind. Man erkennt nicht mehr, ob die Person arm oder reich oder ähnliches ist.


-Die Kluft ist mit Abzeichen für alles Erdenkliche geschmückt: Nein. Abzeichen für Verdienste gibt es bei uns nicht. Aber da sind doch meistens ganz viele Aufnäher drauf…? Das ist richtig doch diese Aufnäher sind keine Abzeichen, sondern Erinnerungen an Aktionen oder Lager, quasi ein „Pfadfinder-Tagebuch“ als Kleidungsstück.


Nur was für Jungs!: Ja, ursprünglich stimmte das, jedoch ist das mittlerweile nicht mehr so. Bei uns sind alle Menschen willkommen.;)


-jeden Abend Lagerfeuer und Gitarre: Das ist mal ein Klischee, was wirklich zutrifft. Zwar nicht jeden Abend, aber gerade in Lagern kommt man abends am Lagerfeuer zusammen und lässt den Abend mit Musik und Gesang ausklingen.

Für mich stehen beim Pfadfinden noch nichtmal die oben genannten Grundsätze im Vordergrund, sondern einmal in der Woche die Freunde zu treffen und gemeinsam Spaß zu haben steht für mich weit über diesen.

Wenn du jetzt ein bisschen Interesse am Pfadfinden hast, empfehle ich dir diesen Link. Dort kannst du deine Postleitzahl eingeben und sehen, welche Stämme bei dir in der Nähe sind.
http://dpsg.de/nc/de/ueber-uns/stammeskarte/stammessuche.html

Ich hoffe, ich konnte diese Klischees aufklären und euch hat der Beitrag gefallen
Lg Jonas

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar